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ROLAND REI­TER

OLGA GOES CAR­GO

Olga goes Cargo – der Titel der Ausstellung ist zugleich der Titel einer skulpturalen Arbeit Roland Reiters aus seiner Werkgruppe „Transformation“: Olga, die Büffelkuh bzw. richtiger: ihre trophäenartig präparierte Büste, blickt uns im Zustand traurig-melancholischer Befindlichkeit an, während ihre Hörner sich in ein Bündel langer Holzlatten verwandeln, deren Dimensionen ein Verschließen der mobilen Transportkiste, in der sich Olga befindet, unmöglich erscheinen lassen. Womit auch die im Titel angedeutete Geschichte dort enden wird, wo sie erwartungsgemäß erst beginnen sollte ...

Widersprüche dieser Art beziehungsweise Situationen, die zwischen Absurdität und Alltagswirklichkeit, zwischen Psychodrama und Komik changieren, inszeniert Roland Reiter in seinen skulpturalen, installativen wie auch fotografischen Arbeiten im Sinne einer – wie der Künstler dies definiert – „romantischen Theatralisierung eines Naturalismus, dessen Identität durch Störung verfremdet wird“. Als „naturalistisch“ können dabei einzelne Elemente oder Materialien erachtet werden, die direkt dem Fundus der Natur oder der Alltagskultur entnommen worden sind, wie für Olga die Büste der Büffelkuh oder in anderen Werkgruppen etwa menschliches Haar, Vogel- Präparate oder ein Automobil. Diese „Naturalien“ kombiniert der Künstler sowohl mit selbst gefertigten Konstruktionen – hier mit der Holzkiste, bei seinen Hair Identities z.B. mit Metallgestängen – als häufig auch mit dem einerseits transluzenten und andererseits un-natürlichen Material Silikon. Letzteres schafft Verbindungen und weiche Übergänge zwischen den anderen Elementen, es wird zugleich aber auch eingesetzt als ein die Realität des Artefakts verschleierndes, verfremdendes Medium. Die „Störung“ der Identität der natürlichen Dinge erfolgt also auf dem zweifachen Weg der Kombinatorik unverwandter Elemente, „Bilder“ und Materialien sowie durch Formveränderung und -verunklärung. Mit der Folge, dass unser stets auf Identifikation und Klärung ausgerichteter Blick nicht auf der Oberfläche der hier gebotenen Erscheinungen verharrt, sondern „hinter“ bzw. unter dieselbe zu schauen trachtet. Umgekehrt lässt mit den Worten von Andreas Müller sagen, dass Roland Reiter danach trachtet, „das Subjekt in letzter Konsequenz aufzulösen, um schließlich dessen Wesen für den Betrachter sichtbar und fassbar zu machen“.
(Lucas Gehrmann) 

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