Mit Beiträgen von: Franz West, Mike Bouchet, Marcus Geiger, Gelatin, Martin Grandits, John Miller / Richard Hoeck, Jakob Lena Knebl, Sarah Lucas, Paul McCarthy, Otto Mühl, Begi Piralishvili, Jason Rhoades, Ninuka Sakandelidze, Marianne Vlaschits, Erwin Wurm
… am anfang stand die zeichnung … altamira und lascaux stehen symbolisch für die ältesten zeugnisse menschlicher kulturgeschichte. die zeichnung als elementarer ausdruck künstlerischen schaffensdrang – dies gilt auch 22.000 jahre nach altamira und lascaux. mit dem österreichischen künstler franz graf beginnt die ausstellungsserie „zeichnung/drawing“ im „büro weltausstellung“ der wiener art foundation.
im graf’schen œuvre nimmt die technik des zeichnens eine zentrale rolle ein. gerne kombiniert er die unterschiedlichen zeichen und maltechniken miteinander. klassische beispiele sind kombinierte graphit- und tuschezeichnungen, mit tusche lavierte bleistiftzeichnungen etc.. in der ausstellung „5 ________ ___6_ _7“ _5_)7“_ SOON ON THIS SCREEN“ verdichtet der künstler mit meisterlicher hand linien und striche zu 14 frauenportraits und frauenakte. sie spiegeln einen begehrlichen aber nie respektlosen blick des künstlers wieder. intime, zeichnerische momentaufnahmen, aufgeladen mit abgründigen phantasmen und natursymbolen, wirken sie wie wesen aus dem unterbewußtsein. zugleich spührt man die kraft der protagonistinnen manchmal verstärkt durch die maskenhafte bis monströse darstellung. graf versteht es mit seiner signifikanten zeichensprache, den zwiespalt von liebe und begierde, von sein und schein zu vermitteln, obgleich seine werke, wie der ausstellungstitel selbst, immer etwas kryptisches anhaften. der künstler als kryptograph … wie einst in lascaux …
Wir trotzen dem Schicksalstag und stellen uns der Paraskavedekatriaphobie. Strömt herbei zur benefizialischen Horror vacui Ausstellung um den schnöden Mammon in Kunst zu tauschen, die Nachhaltigkeit zu fröhnen und gemeinsam den Weltuntergangsdämon aus der Weltausstellung zu bannen. Wir lassen Kunstwerke tanzen – Vorhang auf – der 13te kann kommen. Wir sind bis an die Decke mit artefakte gerüstet – KünstlerInnen sei Dank – für den Ansturm von gläubigen, abergläubigen und ungläubigen SympathisantInnen. Wir begegnen der Geisterstund’ mit einem Lächeln - das Dutzend des Teufels kann uns nichts anhaben – denn wir sind viele viele …
Mit TJORG DOUGLAS BEER, NATASA BERK, LUTZ BRAUN, MATTHIAS BUCH, HELENE VAN DUIJNE, THOMAS FEUERSTEIN, MARCUS GEIGER, SARA GLAXIA, FRANZ GRAF, MARTIN GRANDITS, MARIO GRUBISIC, CHRISTINE KOFLER, TOBIAS LINTL, MICHI LUKAS, ALBERT MAYR, LENI MICHL, JOHANN NEUMEISTER, KATHERINA OLSCHBAUR, PANOS PAPADOPOULOS, RADE PETRASEVIC, BEGI PIRALISHVILI, JUDITH ROHRMOSER, CHRIS ROSA, ALEXANDER RUTHNER, NINO SAKANDELIDZE, BJÖRN SEGSCHNEIDER, NINO STELZL, SOPHIA SÜSSMILCH, LILLI THIESSEN, JIM THORELL, HANS WEIGAND, FRANZ WEST u.a.
+ ARCHIV BIDNER GESCHREI VON GEGENÜBER STUDIO MÜHLGASSE WAF EDITIONEN (GEIGER, WEST, ZOBERNIG, u.a.)
Die Ausstellungsserie „zeichnung/drawing“ im Büro Weltausstellung findet nach FRANZ GRAF ihre Fortsetzung mit OSWALD OBERHUBER. Mit dem programmatischen Ausstellungstitel „PRIVAT EROTIK VERBOTE DAS MÖGLICHE & UNMÖGLICHE von OBERHUBER IN DER ZEICHNUNG“ werden erstmals in einer Ausstellung konzentriert nur zeichnerische Werke, quer durch sein langjähriges Schaffen, gezeigt. Nach Angaben Oswald Oberhuber’s zu Folge umfasst sein zeichnerisches Werk mehr als 10.000 Arbeiten! Genau diese „unmittelbaren Momentaufnahmen kreativer Prozesse“ im Medium Zeichnung liegt im Interesse des Ausstellungsmacher's Stefan Bidner, der sich für diese Ausstellungsserie verantwortlich zeichnet.
DIE ZEICHNUNG ALS ANNAHME
Die Zeichnung als unmittelbare Notierung ist ein unbewusster Vorgang, der sich am besten ausdrückt in Situationen der Ablenkung, soll doch jene Notierung entsprechend diesem Begriff immer etwas Neues entwickeln. Diese Bemerkungen wirken als fraglicher Inhalt, wird doch jede Kontrolle hierin ausgeschlossen, was nur scheinbar so ist, ist doch jede handelnde Tätigkeit auch gleichzeitig einem Mechanismus bewusster Vorgänge in der Erfahrung ausgesetzt. Das Unbewusste ist gleichzeitig mit der Mechanik des Handelns verwurzelt. Das ist nur ein Aspekt, aber insofern der wichtigste, als aus diesem Vorgang immer Neues geschieht. Die Besonderheit und der Reiz der Zeichnung kann sich auch aus einem vorgegebenem Thema ergeben, das mich einschnürt und zwingt zu einer totalen Disziplinierung, in der die Thematik sich entweder als Erzählung ausspricht oder formale Überlegungen einen Zwang ausüben. Dies ist keine Einschränkung, sondern eine Maßnahme zur jeweiligen Beherrschung der manuellen und geistigen Fähigkeiten. Diese Sprache, wenn man sie behrerrscht, zeigt eine klare Feststellung der Begriffe, einen philosophischen Beweis der Anwesenheit von Vorstellungen, die sich definieren aus der Anwesenheit der Anwesenheit. Das Zeichnen hat in seiner Offenheit jede Möglichkeit erreicht, die weit über die Einschränkung des Bildes hinausreicht, trotzdem die heutige Kunst von Mondrian bis jetzt sich in der Improvisation und der begrenzten Notierung ausdrückt. Hierin zeigt sich auch eine bestimmte Form der Qualität, die aus der Überlegung der begrenzten Möglichkeit die Genauigkeit formuliert, so dass sich das Prinzip der Zeichnung in allen Bereichen der bildenden Kunst durchschlägt.
August 1985, Oswald Oberhuber (in Peter Weiermair (Hg.): „Oswald Oberhuber – Arbeiten auf Papier 1947–1986“, 1988, S. 314)